Maurizio Bianchi

Bianchi kam 1976 aus dem Punkumfeld, wo er mit einer akustischen Gitarre zu experimentieren begann. Bianchi nahm diese Versuche nicht auf, er bezeichnet sie als nur in seinem archaischen Gedächtnis vorhanden. Nachdem er seit längerem Berichte und Rezensionen in italienischen Fanzines und Zeitschriften über insbesondere die englische Industrialszene verfasst hatte, begann Bianchi 1979 selbst Musik zu produzieren. Als Instrumentarium benutzte er unter dem Namen Sacher-Pelz zunächst einfach einen Plattenspieler und Tonbandgerät, um Tapeloops aufzunehmen. Die ersten Aufnahmen waren im Stil der Musique concrète. Seit 1980 arbeitete er unter dem Namen MB unter Verwendung elektronischen Instrumentariums, anfangs mit einem KORG MS 20-Synthesizer und einem Zweispur-Kassetten-Aufnahmegerät, später kamen noch weitere elektronische Instrumente hinzu. Er nahm auf mit dem selbsterklärten Ziel „in meinen radikalen Arbeiten den Hörer auf den elektrischen Stuhl zu setzen, mit seinem Blut zu gurgeln und sein Nervensystem zu verletzen. Das kann man sadistisch finden, aber es ist resolut, eindeutig und ohne Kompromisse.". Aus dieser ebenso prätentiösen wie extremen Haltung heraus veröffentlichte er in kurzer Zeit viele Kassetten.

Zu dieser Zeit versuchte Bianchi auch Anschluss an die englische Industrial- und Noiseszene zu finden. Seit 1979 korrespondierte er mit Nigel Ayers, Kopf der Nocturnal Emissions und sandte Tapes an das britische Come Org-Label, die positiv in dessen Hauszeitung „Kata" besprochen wurden. Für spätere Ausgaben „Kata" lieferte Bianchi auch einige Beiträge.

1981 ermöglichten ihm William Bennett, der Inhaber von Come Org und Ayers, der Sterile Records leitete, gleichzeitig die Veröffentlichung erster LPs. Die Veröffentlichung der - nur in einer Auflage von 227 Stück erschienen und heute als Klassiker angesehenen - Symphony For A Genocide (dt. Symphonie für einen Völkermord), war eher eine Gefälligkeit von Ayers und wurde von Bianchi größtenteils selbst finanziert.

Bis zu seinem langjährigen Verstummen 1984 veröffentlichte Bianchi intensiv, darunter insgesamt zehn Alben und zahlreiche Kassetten pro Jahr, sowie Beiträge zu Compilations. Seine Veröffentlichungen aus dieser Zeit sind heute gesuchte Sammlerstücke, da sie nur in geringen Auflagen von dreißig (!) bis höchstens achthundert Exemplaren erschienen sind. 1982 brachte er mit Mectpyo Bakterium ein ruhigeres Album heraus. Am 1. Januar 1983 dann kam es, gemeinsam mit Edgardo Cellerino, zum bisher einzigen Liveauftritt von Bianchi in einer Lokalradio-Station namens Radio Popolare, später veröffentlicht unter dem Titel "Das Testament". Bianchi komponierte auch Filmmusiken für die zwei Filmprojekte Mörder Unter Uns (Regie: Paul Hirst) und Armagheddon.

Bianchi war zum einen beeinflusst durch elektronischen Krautrock aus Deutschland, wie Conrad Schnitzler, Kluster, Organisation, frühe Tangerine Dream, Klaus Schulze, aber auch die junge Industrialbewegung aus England, wie Throbbing Gristle, Monte Cazazza und der Szene um das Come Org-Label. Obwohl er sich zu diesen Einflüssen auch bekannte, beantwortete er die Frage nach seinen Einflüssen in einem Interview auch einmal mit dem Satz „Keine Gruppen, keine Künstler - nur die menschliche Ignoranz."

Web Sites:

http://www.brainwashed.com/axis/mb/mbpt02.htm http://www.brainwashed.com/axis/mb/mbpt02.htm http://www.soundohm.com/interview_MB.htm
http://www.soundohm.com/interview_MB.htm

Vinyl-On-Demand Releases:

VOD 26: Maurizio Bianchi "Archives" 5-Lp-Box-Set mit 7" 55,55 €